Automatisierung von GxP-Testfällen
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schnellere Testzyklen
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Boehringer Ingelheim hat einen innovativen Ansatz für automatisierte Tests implementiert, um Updates für unternehmenskritische Software mit höherer Qualität und größerer Geschwindigkeit zur Verfügung zu stellen. Zum ersten Mal stellte ein funktionsübergreifendes Team Updates für die CRM-Plattform über eine Continuous-Delivery-Pipeline bereit, um so Kunden auf der ganzen Welt zu erreichen.
Mit mehr als 52.000 Mitarbeiter*innen weltweit und einem Umsatz von über 20 Milliarden Euro im Jahr 2021 ist Boehringer Ingelheim eines der führenden forschungsorientierten biopharmazeutischen Unternehmen. Der Fokus auf technologische Innovationen spielt bei diesem Erfolg eine wichtige Rolle.
Das IT-Team startete ein ehrgeiziges Projekt zur Implementierung einer vollständig automatisierten Softwarebereitstellung. Anwender*innen sollten damit neue Funktionen und Kund*innen neuen Mehrwert in Rekordzeit erhalten. Eine der größten Herausforderungen war die Automatisierung von Tests für Veeva CRM, ein geschäftskritisches System, das von 20.000 Mitarbeiter*innen bei Boehringer Ingelheim verwendet wird. Nur wenige in der Branche haben versucht, Tests für eine GxP-regulierte Anwendung zu automatisieren.
Veeva CRM ist für Boehringer Ingelheim eine zentrale, geschäftskritische Plattform. Die Software wird verwendet, um die Kommunikation und Interaktion mit Kunden auf der ganzen Welt zu planen und auszuführen – konsistent, benutzerorientiert und compliant. Daten aus dem CRM generieren Kundeneinblicke, die wiederum Boehringer Ingelheim in die Lage versetzen, lebensrettende Innovationen schneller und effektiver zu entwickeln.
„Wir sind eine stark datengetriebene Branche“, erklärt Bhawna Paul, IT M&S Customer Facing Excellence Head bei Boehringer Ingelheim. „Wir hören unseren Kunden zu, denn je mehr wir darüber wissen, was Kunden und Patienten wirklich wollen, desto effektiver können wir unsere Anstrengungen auf ihre Bedürfnisse zuschneiden.“
Um diese Einblicke zu bekommen, bedarf es einer schnellen und fehlerfreien Softwarebereitstellung, damit Benutzer*innen immer mit der neuesten und stabilsten Version arbeiten können, die genau die Funktionen enthält, die sie für ihre Arbeit benötigen.
Als pharmazeutisches Unternehmen agiert Boehringer Ingelheim in einem regulierten Umfeld mit hohen Compliance- und Datenschutzanforderungen. Die Erfüllung der GxP-Standards sowie der hohen internen Standards von Boehringer Ingelheim selbst erfordert strenge Tests. Nur so ist sichergestellt, dass die Systeme ordnungsgemäß validiert sind.
In der Vergangenheit schien das intensive Testen im Widerspruch zu der Mission des Teams zu stehen, schneller Mehrwert liefern zu wollen. Vor der Automatisierung des Testprozesses benötigte ein Team manueller Tester*innen drei bis vier Tage, um die Tests vor einem Update abzuschließen. Aufgrund dessen begann das Team zu recherchieren, um heraufzufinden, was nötig wäre, um diesen Prozess zu automatisieren. Und wie sie schnell feststellen mussten, war das alles andere als einfach.
„Wenn man genauer hinsieht, stellt man fest, dass eine Datensimulation, ein Datenzugriff aus vielen verschiedenen Quellen und eine Anwendungssimulation für das iPad zusätzlich zur Webanwendung erforderlich sind“ beschreibt Utschig-Utschig. Das bedeutete, dass auch das Testen komplexer Anwendungsfälle und die Zusammenarbeit mit vielen externen Partnern erforderlich wurde, darunter Veeva, Tricentis, SauceLabs, Automators, Capgemini und msg.
Weiters wurde klar, dass dies ein neues Toolset und einen neuen Ansatz erfordern würde. „Wir brauchten eine hochmoderne Plattform, um eine kontinuierliche Bereitstellung zu gewährleisten und es unseren Teams zu ermöglichen, sich auf Funktionen und qualitativ hochwertige Ergebnisse zu konzentrieren, anstatt sich um die Infrastruktur zu kümmern“, so Utschig-Utschig weiter.
Ein funktionsübergreifendes Team wurde zusammengestellt, um nach möglichen Lösungen zu suchen – und dieses kam schnell zu dem Schluss, dass Tricentis Tosca die beste Wahl wäre. Tosca, bereits in anderen Bereichen des Unternehmens eingesetzt, würde es dem Team ermöglichen, die für das Projekt erforderlichen komplexen End-to-End-Testfälle zu automatisieren, ohne eine Zeile Code schreiben zu müssen.
Dabei gab es nur ein Problem: Kein anderer Veeva-Kunde hatte jemals versucht, Veeva-Tests selbst zu automatisieren.
Bereits zu Beginn hatte Boehringer Ingelheim eine Task Force aus externen Partner*innen sowie eine funktionsübergreifende Gruppe aus Business-Stakeholder*innen, IT-Business-Support-Spezialist*innen und IT-Testexpert*innen eingerichtet. Und gemeinsam haben sie das Projekt zum Erfolg geführt.
„Wenn man etwas tut, was noch niemand vorher gemacht hat, braucht man Mut“, weiß Utschig-Utschig. „Wenn Sie an Ihre Grenzen gehen, brauchen Sie die Überzeugung, dass Sie durch Innovationen wie diese Mehrwert schaffen werden. Und diese hatten wir immer.“
Denn klar scheint auch: Ohne diese Überzeugung wäre das Projekt vielleicht gescheitert. Denn was als „normales“ Projekt begann, wurde schnell riesengroß, besonders als das Team feststellte, dass der Software der Zugang fehlte, der für die Automatisierung von Tests erforderlich gewesen wäre.
Nach mehreren Telefonaten fand Veeva eine Lösung, die es Boehringer Ingelheim ermöglichen würde, auf die benötigten Informationen zuzugreifen. Innerhalb weniger Wochen führte Veeva umfangreiche Leistungstests durch, um sicherzustellen, dass es keine negativen Auswirkungen auf die Software gibt. Zudem wurden die Zugangs-IDs, die erforderlich sind, um externe automatisierte Tests zu ermöglichen, offengelegt. Neben der schnellen Bereitstellung dieses Updates führte Veeva das Projektteam auch durch gängige Anwendungsfälle. Das trug maßgeblich dazu bei, dass sich Boehringer auf die Testfälle konzentrieren konnte, die für die Endanwender*innen am wichtigsten sind.
„Das Interesse von Boehringer Ingelheim und die darauffolgende enge Zusammenarbeit direkt mit unserem Engineering-Team hat uns dazu gebracht, eine Lösung für automatisierte Tests von Third-Party-Anwendungen zu entwickeln“, sagt Arno Sosna, General Manager von Veeva CRM. „Jetzt sind diese Automatisierungs-Hooks von Drittanbietern für alle Veeva-Kunden verfügbar, die ihren internen Testaufwand reduzieren und neue Veeva-CRM-Funktionen so schnell wie möglich aktivieren möchten.“
Die Task Force von Boehringer Ingelheim koordinierte sich mit einem vielfältigen Team unterschiedlichster Spezialist*innen aus verschiedenen Unternehmen, von denen jede*r einen entscheidenden Beitrag zum Erfolg des Projekts leistete. Das Team von Tricentis trug dazu bei, dass Tosca-Testfälle vollständig in die globale Continuous-Delivery-Chain von Boehringer Ingelheim integriert werden konnten. Capgemini erstellte 45 neue automatisierte Testfälle. Dazu kamen weitere wichtige Beiträge folgender Partner:
Heute verfügt Boehringer Ingelheim über eine Software-Testumgebung, die in der pharmazeutischen Industrie ihresgleichen sucht. 45 CRM-Testfälle decken die komplexesten GxP-relevanten Compliance-Anforderungen ab. Diese Testfälle sind zu 100 % automatisiert und vollständig in eine globale Continuous-Delivery-Chain integriert.
Tests, für die früher acht Personen vier Tage benötigten, können jetzt in fünf Stunden abgeschlossen werden – eine Zeitersparnis von 84 % – und gleichzeitig Qualität und Compliance gewährleisten. Das gesamte Testing bietet jetzt nicht nur konsistente, qualitativ hochwertige Daten aus wiederholbaren Tests, sondern auch signaturfertige Berichte, die automatisch vom System zur GxP-Konformität generiert werden. Und Boehringer Ingelheim kann sich darüber freuen, dass sie mit dem automatisierten Testen von Veeva CRM etwas erreicht haben, was viele andere für unmöglich hielten.
„Die Ergebnisse treiben nicht nur unsere Validierungsbemühungen voran, sie stärken zudem das Vertrauen unseres Teams in die Qualität unserer CRM-Lösung“, so Paul.
Der nächste Schritt für Boehringer Ingelheim wird darin bestehen, sicherzustellen, dass der anfängliche Ansatz skalierbar, nachhaltig und langfristig wertvoll bleibt. Die Task Force wird als starkes, funktionsübergreifendes Team weiter bestehen und es so Boehringer Ingelheim ermöglichen, den Weg zum Aufbau einer Continuous-Delivery-Unternehmenskultur mit hoher Qualität fortzusetzen.
„Dieses Projekt war ein wichtiger Schritt für uns“, erklärt Utschig-Utschig abschließend. „Der Grundstein für Mehrwert durch Innovation ist gelegt. Jetzt liegt es an uns, diesen Weg auch in Zukunft fortzusetzen.“